07 März 2017

Ein Sonntag über den Wolken

Bica da Cana - Levada da Serra (da Fonte do Juncal) - Levada Bica da Cana - Campo Grande - Bica da Cana


Endlich hat die Verabredung mit Regina zum Wandern geklappt, nur sind wir sehr unschlüssig, wo wir denn laufen wollen. Von Süden ziehen dicke Wolken heran. "Lass und in den Norden fahren, da ist es heute bestimmt sonnig", meint Regina. Bedeckt im Ribeira Brava-Tal, dunkel im Encumeada-Tunnel, Regen im São Vicente-Tal. "Oops, wo ist die Sonne, die für heute angekündigt war?" Vermutlich in den Hochlagen. Also fahren wir hoch zum Encumeada-Pass und weiter Richtung Paúl da Serra und schon sind wir über den Wolken, dem blauen Himmel nah.

Am Parkplatz Bica da Cana springen die beiden Hunde Lucky und Lucy begeistert aus dem Auto und los geht's gleich auf der anderen Straßenseite am kleinen Weiher. Der Einstieg zur unscheinbaren, kleinen Levada da Serra ist mittlerweile durch ein Holzgeländer ganz einfach zu finden. 




Lieblich plätschert sie dahin, wird vielfach von kleinen Bachzuläufen gespeist, durchquert ein kleines Wäldchen - hier muss man über ein Gatter steigen - bis sich vor uns eine weite Senke öffnet, auf der etliche Kühe mit ihren Kälbern grasen. Aufmerksam werden wir beim Näherkommen beäugt, und weil sich Hunde und Kühe offensichtlich nicht vertragen, machen wir mit Lucky und Lucy einen großen Bogen durch das Steinfeld.




Nach der "Kuhsperre" dürfen die beiden wieder frei laufen...



 ...meistens im Wasser, denn die Levada zieht sich jetzt an der Felswand entlang. An einigen Stellen läuft sie über, lässt sich aber immer noch gut gehen.




Nach diesem Wasserbecken ist der Weg zunehmend ausgesetzt und es wird nasser.



"Wollen wir uns diese Dusche antun?" keine Frage, wir möchten ja wissen wie weit man kommt.


Leider wird diese Frage schnell beantwortet: keine 50 Meter. Das Levadabett ist komplett weggebrochen inklusive Verrohrung. Es gibt weder für Mensch noch Hund eine Möglichkeit am glatten Fels vorbeizukommen.


Also machen wir kehrt und duschen gleich noch ein zweites Mal.


Es ist ein warmer Märztag und die Klamotten trocknen schnell, nur das Hundefell braucht ein wenig länger.




Wir gehen zurück bis zum Beginn des Steinfeldes und wechseln dann zur Levada Bica da Cana. Auch hier sind neue Stufen und Holzgeländer, die den Übergang von der Levada da Serra zur Madre der Levada da Bica da Cana deutlich machen.


Blick zurück: links oben das Steinfeld und die rechts weglaufende Levada da Serra

Blick nach vorne: der Wasserfall in der Mitte trennt den verbrannten Hang vom unversehrten


Ab diesem Wasserfall haben die Augustfeuer die Südhänge der Serra in Asche gelegt. In Folge dessen ist von der Levada ab hier nur noch andeutungsweise etwas zu erkennen. Sie ist komplett zugeschüttet und das allerorts zufließende Wasser verwandelt den Weg in eine Matschpiste. Die Hänge grünen inzwischen wieder nach, aber das Wurzelwerk von Gras und kleinen Kräutern kann die rutschende Erde nicht aufhalten. Trotzdem wird begonnen, das Levadabett freizulegen. Wohl in der Hoffnung, dass keine heftigen Regenfälle mehr kommen.


Wir verlassen die Levada da Bica da Cana beim kreuzenden Schotterweg, der früher mal nach unten in den Cascalho führte, erreichen den Campo Grande kurz vor der ER 209, schwenken nach Osten und treffen auf eine ehemalige Fahrspur, die sich inzwischen mit Gräsern und großen Matten von Madeira-Thymian wieder begrünt hat. Die ohnehin spärliche Vegetation aus Ginster und Heide ragt auch hier nur noch als verkohltes Gestrüpp aus der Erde. 
Wir finden diverse Glasflaschen und -scherben, die nächsten Brandverursacher! Scherben vergraben wir, Flaschen werden mit Steinhäufchen beschattet. 


Ein kreuzender Schotterweg führt nach links direkt zur Straße und damit zum Parkplatz. Wir drehen noch eine Runde rechts herum mit schönem Blick auf den Bica da Cana und die Ebene der Levada da Serra.


Auf dem Heimweg dürfen wir das wunderbare Schauspiel des "überkochenden Milchtopfs" bewundern, wenn die Wolken über den Encumeadapass quellen und sich beim Fallen quasi auflösen. Dazu noch das grandiose Panorama von Madeiras Bergwelt - einfach überwältigend, immer wieder!



Fazit: wenn man sich den nassen Schlenker auf der Levada da Serra spart und gleich zur Quelle der Levada da Bica da Cana absteigt ist diese Rundwanderung allen zu empfehlen, die schwindelfrei sind. Sie ist sehr einsam und abwechslungsreich.

Gehzeit: 5 Stunden (ohne Schlenker)

Höhendifferenz: 300 m

Anfahrt: Funchal, Ribeira Brava, Encumeada-Pass: Richtung Paul da Serra bis Bica da Cana




Die Levada da Bica da Cana mit reicher Flora vor den verheerenden Bränden vom August 2016



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