01 Juni 2015

Königstour

Der Geburtstagsmonat ist vorbei, alle Gäste sind wieder abgereist, bei uns ist der Alltag eingekehrt und das bedeutet, dass die Wochenend-Wandertouren wieder aufgenommen werden. Bei optimalen Wetterbedingungen haben wir uns endlich die Königstour vorgenommen: 

vom Pico do Areeiro ( 1818m) auf den Pico Ruivo (1862 m)
Der Höhenweg verbindet über knapp 15 km die drei höchsten Gipfel Madeiras. 




Wir stehen früh auf, denn wir wollen vor den vielen Touristenbussen, den Parkplatz am Pico do Areeiro erreichen. Leider ist die Anfahrt über Monte und den Poiso-Pass gesperrt und wir vertrödeln eine ganze Stunde. Unsere Idee, den Gipfel über die neue Verbindung von Eira do Serrado zu erreichen, beschert uns eine weitere Wartezeit, weil diese Nebenstrecke erst um 9.30 morgens von der Forstpolizei geöffnet wird.
Es ist also bereits kurz nach zehn als wir, wie befürchtet, mitten im Gipfelrummel ankommen. Also fix in die Wanderstiefel und nix wie weg hier.


Bis zum ersten Aussichtspunkt, Miradouro Ninho da Manta, dem Bussardnest, gleicht der Weg noch einer Völkerwanderung, danach treffen wir beim Abstieg auf dem Pflasterweg nur noch vereinzelt Wanderer und zwei größere Gruppen.

der Weg zum Bussardnest

Der Ginster steht in voller Blüte




 Nach dem ersten Tunnel, Pico Do Gato (1600m), wählen wir für den Weg um den Pico das Torres die Ostflanke und sparen uns den kräfteschonenderen Tunnelweg auf der Westroute für den Rückweg auf. Der halbstündige Steilanstieg ist wahnsinnig anstrengend, zumal die Sonne brennt und kein Lüftchen weht. Die zur Mittagszeit üblichen aufziehenden Wolken bleiben heute aus. Bevor der Saumpfad wieder hinunter führt, haben wir zum ersten Mal Sicht auf den Pico Ruivo und die etwas unterhalb liegende Berghütte. 

Ostflanke des Pico das Torres

Am Ausgang eines Tunnels treffen wir auf die Wegführung der Westroute, doch ab hier ist der Weg versperrt. Wir sind in der Versuchung das niedergetretene Band mit der Aufschrift "no go area" zu übersteigen, um mal nachzusehen, ob nur die Seilsicherung weggerissen ist oder der Weg tatsächlich unpassierbar scheint. (Laut offiziellem Zustandsbericht sollte die Wanderstrecke begehbar sein.) Wir müssen kehrt machen, entdecken aber nach der Tunnelpassage die provisorische Umgehung. 
Statt knapp 50 m Pfad entlang der östlichen Felsflanke - nur eine halbe Stunde vom Gipfel entfernt - geht es nun weiter bergab. 


Grob in den Fels gehauene Stufen mit einem Maß von 40-60 cm führen auf der Westseite der Scharte bis auf 1500m hinunter. Der Aufstieg ist ähnlich mühsam über steile Metalltreppen und sehr alpine Kraxeleien. Die provisorische Wegführung ist aber durchgängig gut mit Drahtseilen gesichert. Auf dem Kamm können wir unsere gesperrte Schikane gut erkennen: der Felspfad ist über mehrere Meter verschüttet bzw komplett in die Tiefe gerissen.




 Noch ein kurzer heftiger Abstieg und wir haben den Pflasterweg, der hinauf zur Berghütte Pico Ruivo führt, erreicht. Oben angekommen haben wir uns eine längere Pause mehr als verdient. Piet macht gleich noch rucksacklos einen Gipfelsturm, ich spare meine Kräfte für den Rückweg.

Blick vom Pico Ruivo nach Westen auf Paúl da Serra

Blick vom Pico Ruivo nach Osten auf den Pico do Areeiro


Diesmal nehmen wir die Westroute und passieren mehrere Tunnel unterschiedlicher Länge und spektakuläre in die Felswand des Pico das Torres geschlagene Wegstücke. Nach dem sechsten Tunnel öffnet sich der Blick tief hinunter ins Nonnental mit seinen terrassierten Feldern.




Dann müssen wir noch mal einen sehr steilen Anstieg hinauf zum Pico do Areeiro überwinden, bevor wir unsere Tour nach gut sieben Stunden glücklich, aber geschafft beenden.





Fazit: die anstrengendste, aber schönste und spannendste Tour, die wir bisher gegangen sind. Der Ginster steht jetzt in Vollblüte und zusammen mit den Margariten und dem blauen Natternkopf, sind die Blütendüfte ein Wegbegleiter bis hoch zu den Gipfeln. Unbedingt wieder!






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