24 August 2014

Der grüne Kessel

Wir brauchen ein wenig Abstand zum Dorfgeschehen und flüchten in den Nordosten der Insel. Knapp 2 Stunden sind wir unterwegs, um die Insel von Ribeira Brava nach São Vicente zu queren und dann auf einer der letzten " wilden" Strecken an der Nordküste nach Santana zu fahren. 




Eine noch schmalere Straße führt von hier hinauf zum Forsthaus Queimadas, wo wir unsere Levadawanderung zum Calderão Verde, dem grünen Kessel beginnen wollen. Die spektakuläre Tour lässt uns eintauchen in einen der ältestesten Wälder Madeiras, dem Laurissilva. 



Und wirklich: majestätische Baumriesen (verschiedene Lorbeerarten, Ölweiden, Baumheide, Baumwacholder ), Farne und Hortensien, Moose und Flechten zeichnen eine grünen Dschungel, der so einmalig ist, dass er von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Seine charakteristischen Eigenschaften sind Schatten und Feuchtigkeit und weil sein Grün 80% Wasser aus den Wolken und Nebeln ziehen kann, gilt er als der Wasserspender der Insel. 



Die Levada bringt uns bald aus dem Wald heraus und auf schmalen Wegen wandern wir hinein in die scheinbar undurchdringliche Bergwelt. Neben uns tun sich tiefe Abgründe mit dichtem Bewuchs auf, doch schwierigen Passagen sind gut gesichert. 
Dann sind nacheinander vier relativ niedrige Tunnel zu passieren und wir sind froh jeder eine Taschenlampe zu haben, nicht nur weil es stockdunkel, sondern auch eng und glitschig auf dem Fels zu laufen ist. Zwischen den Tunnels verläuft die Lavada über weite Strecken durch eine senkrecht abfallende Wand und wir balancieren zwischen Fels und Drahtseilsicherung auf der Levadamauer. 



Nach 2 Stunden haben wir den Einstieg zu grünen Kessel erreicht. Ein paar Mutige springen in das kalte Wasser des Bergtümpels, der von einem Wasserfall aus 200 Metern Höhe gespeist wird.
Wir lassen uns auf einem der großen Felsblöcke im Bachbett zum Picknick nieder, bevor wir uns auf den Rückweg machen.




Gut, dass wir im Auto Badezeug haben, denn es ist auf unserem Heimweg nur ein kleiner Abstecher zum Schwimmbad in Calhau. Dort lockern wir die angestrengten Muskeln beim Planschen mit Meerblick in der Abendsonne.


Feste auf Madeira

Mitte August war unser Dorf mit Feiern dran, d.h. es wurden ab Anfang August Vorbereitungen getroffen den zweithöchsten kirchlichen Feiertag, Mariä Himmelfahrt am 15. August zu begehen. In der Kirchengemeinde von Estreito da Calheta wird die heilige Jungfrau "Nossa Senhora das Graças" verehrt und ihr zu Ehren darf über 4 Tage gefeiert werden. Das Schmücken der Straßen rund um die Kirche wird tagelang von portugiesischen Schlagern und irgendwelchen Schnulzen begleitet, die über die Lautsprecher am Kirchturm keinen Dorfbewohner verschonen. 



Am Tag vor dem eigentlichen Kirchenfest wird mittags um 12 Uhr erstmal minutenlang geböllert, und im Laufe des Tages immer wieder mal. Um 20 Uhr füllen sich die Straßen langsam mit Menschen, Buden sind aufgebaut und neben den traditionell madeirensischen Imbissständen mit Rinderhälften und Teigfladen lodern die Feuer zum Backen von Bolo do Caco und Braten der Espetadas (Fleischspiesse auf Lorbeerstecken).



Um 21 Uhr beginnt der Gottesdienst, die Kirche platzt aus allen Nähten, deshalb wird über Lautsprecher alles nach draußen übertragen. Zwei Bühnen sind vor der Kirche aufgebaut und nach dem Gottesdienst beginnt zunächst das Blasorchester zu spielen, bis alle, die noch die heilige Jungfrau küssen wollen wieder aus der Kirche kommen.



 Gegen 23.30 beginnt dann das weltliche Feiern mit der Popband, die uns bis morgen um 4 Uhr  "beglückt" . Die beleuchtete Kirche und das Mitternächtliche Feuerwerk sind aber schon recht schön.


Weiter gehts am Freitag: noch mehr Menschen als am Vorabend versammeln sich in und vor der Kirche, heute alle festlich gekleidet. Nach dem stundenlangen Gottesdienst beginnt die Prozession, an der das gesamte Dorf teilzunehmen scheint. Jeder trägt mindestens eine brennende Kerze, um sich bei der Heiligen Jungfau für ein Wunder zu bedanken oder ein solches zu erbitten. 







Und am Abend gehts wieder rund mit Schlagern, Bier, Gegrilltem und Böllerschüssen. ..... Und am Samstag, .....und am Sonntag...Ganz schön anstrengend - einmal im Jahr!